Nicht überall wo Zukunftsforschung draufsteht ist Zukunftswissenschaft drin.

Layers - Tiefenschichten der Zukunftsforschung

Viele Aktivitäten und Publikationen werden als Zukunftsforschung bezeichnet aber nicht alle davon sind gleich nützlich. Daher ist es wichtig einfache Qualitätsmerkmale zur Hand zu haben. Die Einteilung der Zukunftswissenschaft in Tiefenstufen leistet hier wichtige Dienste. Zu den wichtigsten Konzepten der aktuellen Zukunftswissenschaft gehören die (tiefen-)Schichten der Zukunftsforschung des britisch-australischen Zukunftsforschers Richard Slaughter, die dieser erstmals in den 1990er Jahren, auch als Reaktion auf die zu dieser Zeit blühende Megatrendliteratur, veröffentlicht hat. Von der Oberfläche ausgehend beschreibt er drei Tiefenschichten der Zukunftswissenschaft nämlich: Pop-Futurismus, problemorientierte, kritische und epistemologische Zukunftsstudien.

Was sind deren Kennzeichen?

Pop-Futurismus, die der Oberfläche am nächsten stehende Schicht, zeichnet sich durch die Konzentration auf offensichtliche und äußerliche und meist technologische Trends aus. Probleme sind entweder erschreckend oder mit naivem Optimismus zu lösen - in jedem Fall aber eindimensional. Das Neue in diesen Veröffentlichungen beschränkt sich weitgehend auf technische Spielereien. Typischerweise finden Sie diese Darstellungen in den Farbbeilagen Ihrer Tageszeitung zum Wochenende oder in der populären Trendliteratur. Problemorientierte Zukunftsstudien fußen auf (sozial-)wissenschaftlichen Prinzipien. Die behandelten Problemlagen entstammen dem empirisch meßbaren oder sozialen Bereich. Es geht um Reaktionen und Regeln bzw. Gesetze. Die Problemanalyse ist äußerst detailliert und nimmt zusammen mit den möglichen Lösungen den überwiegenden Raum der Studien ein. Das Neue soll durch Umfeldbeobachtung und Methoden der Vorausschau antizipiert werden. Die Mehrheit der seriösen Zukunftsstudien gehört dieser Schicht an. Kritische und epistemologische Zukunftsstudien stellen die tieferliegenden kulturellen Bindungen, Werte, Metaphern und Grundannahmen in den Mittelpunkt. Probleme sind problematisch und bedürfen der Deutung aus diesen tiefen Schichten heraus. Der Neuigkeitsraum der diesen Studien zugänglich ist übertrifft alle vorausgehenden Ebenen bei weitem, da er andere Grundannahmen als die derzeit gesellschaftlich akzeptierten zuläßt. Diese Studien sind selten aber um so wertvoller.

Für die Praxis

Wenn Sie das nächste Mal jemanden “Trend” rufen hören und er ihnen gleich danach noch verspricht, daß Sie ihr Geschäft viel besser, fortschrittlicher und erfolgreicher betreiben können als Ihre Wettbewerber, wenn Sie dem Ruf folgen, dann fragen Sie sich bitte: “Kann das wirklich sein?” Qualität ist vor allem im Analyseteil von Studien an der Anzahl der einbezogenen Perspektiven und einer gelungenen Integration von Wissen aus mehreren Bereichen bzw. Disziplinen einfach zu erkennen.

Literatur

Slaughter, Richard A.: Beyond the Mundane: Reconciling breadth and depth in futures enquiry. In: Inayatullah, Sohail (Hrsg.). o.J. The Causal Analyisis (CLA) Reader. S. 147 ff.