Zukunftswissenschaft!

The Future is not out there, waiting to be discovered; futures are in here, waiting to be created. Graham May

Es ist Nacht. Es ist schlechtes Wetter. Ein Auto fährt eine Gebirgsstraße entlang. Die Straße wird immer enger und kurvenreicher und die Reisenden haben keine Karte der Strecke, die vor ihnen liegt. Schlimmer noch: Die Strecke verändert (transformiert) sich laufend. Ankommen wird zu einer Sache der Vorausschau. Starke Scheinwerfer und schnelle Reaktion sind jetzt gefragt.

Die Situation von Gesellschaft, Unternehmen und Individuen ist mit der der Reisenden im Beispiel vergleichbar:

  • Die Spielregeln des Weltmarkts werden rapide geändert. Ein an einen Handelskrieg grenzendes Maß von Protektionismus, Zöllen und Sanktionen machen Märkte unübersichtlich: Kurvenreich sozusagen.
  • Der technische Fortschritt sorgt – zuletzt mit großen Sprachmodellen und künstlicher Intelligenz – für weitere Überraschungen: Dunkelheit sozusagen.
  • Die gesellschaftliche und digitale Transformation öffnen neue Wege - und machen alte unpassierbar, ganz wie das Wetter im Gebirge.
  • Schließlich verändern unerwartete Ereignisse wie die Corona-Pandemie und leider auch wieder Kriege und unversöhnliche politische Positionen die Landschaft selbst.

Zukunft will nicht nur ermessen sondern auch erschaffen sein!

Auf dieser Seite, meiner privaten Homepage, gibt es deshalb

Denn: auf Sicht zu fahren würde heißen, so langsam wie möglich zu fahren, um auf dieser ‘Gebirgsstraße’ in die Zukunft kein Risiko einzugehen. Diesen Luxus können wir uns weder als Gesellschaft noch als Unternehmen oder Individuum erlauben.

Denn anders als ein Mensch am Steuer eines Autos kann ein Unternehmen nicht auf die Bremse treten ohne im Wettbewerb zu verlieren. Als Gesellschaft müssen wir uns rasch an die großen Veränderungen in der Welt und Zuhause anpassen, sonst werden wir zum Spielball anderer Mächte. Nach der Bremse für den technischen Fortschritt wurde und wird (zum Glück) vergeblich gesucht. Und auch jeden von uns – mich als Zukunftsforscher eingeschlossen – stellt diese Situation vor Herausforderungen.

Zukunftswissenschaft und (Corporate / Strategic / Personal) Foresight sind wie Scheinwerfer, die um die nächste Kurve leuchten. Dabei geht es darum, auf die Zukunft vorbereitet zu sein, eine adaptive Karte der Zukunft zu entwerfen und angesichts einer unvollständigen, verwirrenden und widersprüchlichen Faktenlage Gestaltungsspielräume zu erkennen, zu öffnen und Handlungsfähigkeit zu erlangen.

Warum der Name “Zukunftswissenschaft”?

Zukunftswissenschaft – das ist für mich die beste Übertragung des englischen “Futures Studies”. Futures meint Zukünfte – Zukunft in die Mehrzahl gesetzt. Das sind nicht nur die oft erwähnten Szenarien, sondern zum einen die Betrachtung möglicher, plausibler und vor allem auch wünschenswerter Zukünfte. Futures meint auch den produktiven Umgang mit prognostizierbaren, antizipierbaren, vor allem aber mit den nicht-antizipierbaren Zukünften der VUCA-Welt. Studies meint eine Vielzahl möglicher Wissenszugänge.

Da die Zukunft nicht als Faktum existiert, spielen Erwartungen und Wahrnehmungen eine wesentliche Rolle in der Problemdefinition. Da Zukunft in vielerlei Hinsicht gestaltbar ist, haben neben den Ansätzen der Zukunftsforschung mit ihren Prognosen, Szenarien und Trends auch visionäre Ansätze und soziale Gestaltungsprozesse einen festen Platz im Methodenrepertoire.