Götz & Weßner. 2010. Strategic Foresight - Zukunftsorientierung im strategischen Management. Wiesbaden, Peter Lang.

Dies ist in zweierlei Hinsicht das erste Buch: die erste Rezension im Blog und das erste aus meinem näheren Umfeld. Ich hatte das Vergnügen, in den Jahren 2006 und 2007 beruflich mit Andreas Weßner zusammenzuarbeiten, der in dieser Zeit unter meiner Leitung als Hauptautor für das Trendbuch meines Arbeitgebers fungierte. Die Erfahrungen und Eindrücke aus dieser Zeit gaben Anlass zur einer vertieften, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Strategic Foresight im Kontext des strategischen Managements. Daraus entwickelten sich zentrale Forschungsfragen für seine Diplomarbeit “Integration von Strategic Foresight und den klassischen Instrumenten des strategischen Managements” sowie das vorliegende Werk.

Im Mittelpunkt stellen die Autoren die Frage die nach der Integrationsfähigkeit von Methoden der Zukunftsforschung und denen des strategischen Managements. Ergänzend zur theoretischen Abhandlung wurde eine Befragung bei renommierten mittelständischen Unternehmen durchgeführt, um praktische Erfahrungen diesbezüglich in der Analyse zu berücksichtigen.

Schlüsselergebnisse

Daß Strategic Foresight das strategische Management sinnvoll ergänzen kann ist, ebenso wie die trotz des erkannten Potentials für die Entwicklung einer umfassenden Zukunftsperspektive noch nicht durchgängig erfolgte Integration in Strategieprozesse sicherlich das am wenigsten unerwartete Ergebnisse dieser Studie. Strategic foresight müsse dafür als ein durchgängiger Prozeß aufgefasst werden, nicht als unterstützende Methode unter anderen.

Hervorzuheben sind die Ergebnisse zur Passfähigkeit der Methodenperspektiven. Diese wird zwar von den Befragten grundsätzlich als unkritisch gesehen, allerdings haben auch nur jene Methoden der Zukunftswissenschaft eingang gefunden, die den Paradigmen der vorherrschenden präskriptiven Schulen des strategischen Managements nicht widersprechen. Allen voran Umfeldanalysen und Szenarien - also Methoden zum Ermessen von Zukunft.

Das im offenen Widerspruch zum Paradigma der strategischen Planung stehende Postulat einer nicht-wissbaren Zukunft durch die Zukunftswissenschaft wird als hemmender Faktor zweiten Ranges identifiziert. Den Schlüssel zu einer weiteren Verbreitung der Ansätze sehen die Autoren in einer mangelnden Passfähigkeit - insbesondere in der fehlenden Quantifizierbarkeit vieler Ergebnisse einer strategischen Vorausschau bzw. in der mangelnden Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit qualitativen - weichen - Daten und den damit verbundenen Schwierigkeiten, Handlungsempfehlungen mit operativem Charakter auszugeben.

Fazit

Unternehmen haben durch die Integration einiger Methoden der Zukunftswissenschaft die Fähigkeit bekommen, Zukunft zu ermessen. Um Zukunft erschaffen zu können ist die Integration der Zukunftsperspektive in die Planungsaktivitäten von Unternehmen notwendig. Diese Herausforderung stellt das vorliegende Werk nochmals deutlich heraus.

Gute Bücher zur Zukunftswissenschaft sind selten, in deutscher Sprache noch seltener. Ich wünsche daher diesem Werk eine wohlwollende Aufnahme.