Drei Vorgehensmodelle
Die hier vorgestellen Vorgehensmodelle sind der Ausgangspunkt für die Nutzung des Foresight-Guide für den Mittelstand. Es sind ideale Vorgehensmodelle, die Sie an Ihre praktischen Bedürfnisse anpassen sollten.
Besonders wichtig ist, dass Sie ein Politikmodell (vgl.: Management von Foresightprozessen) entwerfen und umsetzen: Welche internen Akteure müssen berücksichtigt werden? Wer auf welcher Hierarchieebene wird wann mit einbezogen? Wann welche Abteilungen? Welche Richtungsentscheidungen werden wann und von wem getroffen? Wie werden Ergebnisse kommuniziert? Wer ist in den Workshops beteiligt? Was passiert, wenn die Ergebnisse z.B. der Zukunftsanalyse oder eines Visionsprozesses mit der ‘offiziellen Zukunft’ im Konflikt stehen?
Einsatzgebiet
Corporate-Foresight Prozesse helfen Unternehmen nicht nur tiefer und systematischer nachzudenken sondern vor allem dabei, diesem Nachdenken Taten folgen zu lassen.
In der Tat werden Corporate-Foresight Prozesse heute vielseitig eingesetzt um zum Besipiel:
Um Innovationsideen zu finden
Um Strategien zu entwickeln
Um Strategien, Geschäftsfelder, Technologien auf ihre Zukunftsfähigkeit prüfen
Um Neue Technologien zu finden und die Voraussetzungen für deren Integration in das Unternehmen zu schaffen
Bei der Zukunftssicherung von Unternehmens zum Beispiel bei Unternehmensübergabe
Um die Neuausrichtung eines Unternehmens einzuleiten
Um die Zustimmung der Mitarbeiter zu Veränderungsprozessen einzuholen
Um neue Märkte und Kunden zu finden
u.v.a.m.
Das ist allerdings nicht ganz so einfach wie es klingt, denn die Zukunft ist – ganz im Gegensatz zu den alltäglichen Problemen und Problemchen – nicht direkt erlebt und nicht wirklich greifbar. Dennoch: in vielen Situationen ist das Handeln aus der Zukunftserwartung, aus einem Zukunftsbild heraus alternativlos. Strategie, Innovation, Produktentwicklung, der Eintritt in neue Märkte: All das sind Aussagen über die Zukunft. Über nächstes Jahr (die Planung), über in drei Jahren (’Es gibt einen Markt für Produkt XY’), über in fünf und mehr Jahren (die Strategie und ihre Stoßrichtungen). Immer geht es darum, aus einem Gedankengebäude heraus zu handeln, nicht aus der aktuellen direkt erlebten und spürbaren Situation.
Wenn aber aus einem Gedankengebäude heraus gehandelt wird, aus Mangel an Alternativen ja sogar gehandelt werden muss, dann kommt der Architektur und dem soliden Bau dieses Gebäudes und den Materialien (sprich Gedanken) die dafür verwendet werden höchste Bedeutung zu. Darum geht es in diesem Foresight-Guide vor allem.
Durchführung
Dieses Kapitel ist der Ausgangspunkt Ihres Corporate-Foresight Projekts. Hier finden Sie drei unterschiedlich aufwändige Vorgehensmodelle mit den vorgestellten Methoden und Werkzeugen:
Mini (etwa 3 Tage Aufwand)
Midi (etwa 5-10 Tage Aufwand)
Maxi (> 10 Tage)
Alle Vorgehensmodelle bilden die vier Phasen aus dem vorangegangenen Kapitel ab, sind also vollständige Foresight-Prozesse.
Vorgehensmodell Mini:
Kurze Planungsphase (wenige Stunden)
Tag 1 – Zukunftsanalyse:
Futures Wheel (um das Themenfeld abzustecken)
Umfeldanalyse (Longlist geringen Umfangs)
Tag 2 – Von der Zukunftsanalyse zum Zukunftsbild:
Abschluss Umfeldanalyse (Bewertung und Auswahl): Shortlist als gefilterte Longlist
Futures Wheel 2 - Indirekte Auswirkungen der Themen auf der Longlist
Tag 3 – Relevanzdiagnose und rechtzeitig Handeln:
Auswirkungsmatrix (Mit den Themen der Shortlist)
Future Canvas (mehrere Runden Brainstorming und ‘Prototyping’ von Aktionen)
Vorgehensmodell Midi:
Planungsphase – 8-10 Stunden über 2 Wochen verteilt
Tag 1-3 – Zukunftsanalyse: Kickoff Futures Wheel Umfeldanalyse
Tag 4 – Zukunftsbild: Szenarien mit dem Szenariokreuz
Tag 5-6 – Relevanzdiagnose: Auswirkungsmatrix
Tag 7 – Rechtzeitig handeln: Roadmapping - Produkte-Schicht
Tag 8-10 (OPTION) Roadmapping - weitere Schichten
Vorgehensmodell Maxi:
Tag 1-10 – Zukunftsanalyse:
Kickoff,
Umfeldanalyse (Longlist), Bewertung durch ca. 10 Personen im Unternehmen
Erstellen Shortlist mit ca. 10 Themen
Präsentation der Shortlist - zweite Priorisierung der Themen
Tag 11-25 – Zukunftsbild:
Durchführung einer qualifizierten Trendanalysefür 4-6 Themen der Shortlist
OPTION: Ergänzung um Patent- und Literaturanalyse
Szenarien mit dem Szenariokreuz
Tag 26-30 – Relevanzdiagnose:
Auswirkungsmatrix (nach Marktsegmenten / Regionen differenziert)
Experteninterviews zu Auswirkungen
Geschäftsleitungsworkshop zu Auswirkungen
OPTION: +5 Tage
Visioning zum Abschluss der Relevanzdiagnoes
Tag 31-40 – Rechtzeitig handeln:
Roadmapping Portfoliomanagement für alle zukunftsorientierten Projekte – Neu-Ausrichtung des Projektportfolios auf die Zukunft
Ermutigung
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Sie werden Zeit und Versuche brauchen, um mit diesen Methoden und Vorgehensweisen gut arbeiten zu können. Es gibt jedoch eine Reihe Fehler, die Sie von Anfang an ihren Wettbewerbern Überlassen sollten:
Unterlassene Recherche oder Auswirkungsanalyse: Direkt aus Trends (die ggf. nur vom Hörensagen bekannt sind) Aktionen abzuleiten.
Zu enge Horizonte: Alternative Zukünfte die zu nahe beieinander liegen und ‘vorhersehbare Überraschungen’ außen vor lassen, insbesondere in Szenarien.
Die Zukunft als Ponyhof - oder Wünsch-Dir-Was: Nur den besten Fall betrachten.
Die Vermischung wahrscheinlicher und möglicher Zukünfte mit wünschenswerten Zukünften und Visionen
Das Vorgehensmodell nicht an das Politikmodell anzupassen
Fazit
Die Vorgehensmodelle in diesem Kapitel sind Vorschläge, für mittelstandsgeeignete Foresight-Prozesse kleinen, mittleren und großen Umfangs.
Mini (etwa 3 Tage Aufwand)
Midi (etwa 5-10 Tage Aufwand)
Maxi (> 10 Tage)